Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie, über die Fast-Track Cities Initiative und Corona-bedingte Rückschläge

· »Wir brauchen wieder mehr Schwung im Kampf gegen Aids«
Fast-Track Cities Initiative

Die Fokussierung auf die Corona-Pandemie hat den Kampf gegen Krankheiten wie Aids in den Hintergrund gedrängt. Weltweit wurden viel weniger HIV-Tests durchgeführt, da alle Kapazitäten für Covid 19 gebraucht wurden, die Mitarbeitenden von Hilfsorganisationen selbst im Lockdown waren oder Finanzierungsprobleme auftraten. Daher ist nach Ansicht von Dr. Hartmut Stocker, Chefarzt der Klinik für Infektiologie und Spezialist zur Behandlung von HIV-Erkrankungen, jetzt »wieder mehr Schwung im Kampf gegen Aids« nötig. In Berlin wurde der Grundstein dafür beim Fast-Track Cities Summit gelegt, der unter Teilnahme von zahlreichen Expertinnen und Experten Ende September im Roten Rathaus stattfand. Das St. Joseph Krankenhaus Berlin Tempelhof gehörte zu den Mitveranstaltenden des Fachkongresses.

Der Fast-Track Cities Initiative der WHO/UNAIDS gehören weltweit über 200 Städte an, die gemeinsam Aids besiegen wollen. Die Meilensteine wurden in Formeln ausgedrückt und lauten für 2025: 95 % aller Menschen mit HIV wissen von ihrer Infektion - von diesen sind 95 % unter antiretroviraler Therapie - bei diesen Behandelten ist wiederum bei 95 % das Virus im Blut nicht mehr nachweisbar. Bei einer Viruslast unter der Nachweisgrenze ist die Weitergabe einer HIV-Infektion ausgeschlossen.

Das Land Berlin hat sich 2016 dem Ziel verpflichtet, bis zum Jahr 2030 auf das Ende von neuen Aids-Erkrankungen hinzuarbeiten. Berliner Organisationen, Ärztinnen und Ärzte, Pflegende, Interessierte, Betroffene und Mitstreitende der HIV-Prävention erarbeiten dafür Strategien. Bei den letzten beiden Punkten hat Berlin das Etappenziel bereits erreicht, großer Nachholbedarf besteht aber weiterhin bei Maßnahmen zum Abbau von Stigmata die mit der HIV-Infektion verbunden sind. Dies ist die wesentliche Voraussetzung für die Bereitschaft, sich testen zu lassen. »Auch im Gesundheitsbereich treffen Menschen mit HIV weiterhin auf starke Vorurteile. Die Betroffenen fühlen sich ausgegrenzt und diskriminiert, sie erhalten oftmals nicht die erforderliche Behandlung«, berichtet Dr. Hartmut Stocker. »Bei vielen Menschen mit eindeutigen Hinweisen auf eine HIV-Infektion, zum Beispiel bei Frauen mit Auffälligkeiten des Gebärmutterhalses, werden nicht die erforderlichen Tests durchgeführt.«

Daher wurde auf dem Berliner Fast-Track City Summit schwerpunktmäßig darüber diskutiert, wie die bestehende Teststrategie strategisch ergänzt werden könnte und wie das dicke Brett der Diskriminierung insbesondere im Gesundheitswesen gebohrt werden kann. Dazu bedarf es einer vertieften, interdisziplinären und längerfristigen Vernetzung auch über die bestehenden Initiativen und Organisationen der HIV-Prävention und HIV-Versorgung hinaus.

 

 

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Corinna Riemer - Leiterin Unternehmenenskommunikation
Corinna Riemer
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