Gedanken zum Welt-Aidstag

Am 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag. Seit 1988 wird an diesem Datum dafür geworben, sich mit Menschen zu solidarisieren, die eine HIV-Infektion haben. Und dies ist auch weiterhin notwendig. Denn obwohl wir heute in der Lage sind, die medizinischen Herausforderungen von HIV weitgehend zu bewältigen, leiden die Menschen oftmals unter der Stigmatisierung und Diskriminierung aufgrund ihrer Infektion.
Welt-Aids-Tag

Auch im Gesundheitswesen erfahren HIV-positive Menschen oft Ablehnung. In der Studie „Positive Stimmen 2.0“ der Deutschen Aidshilfe (DAH) gaben im Jahr 2020/2021 rund 60 Prozent der Befragten an, dass sie in den letzten 12 Monaten aufgrund ihrer HIV-Infektion mindestens eine diskriminierende Erfahrung im Gesundheitswesen gemacht hatten. In der Folge vermeiden diese Menschen unter anderem notwendige medizinische Leistungen und laufen Gefahr, zu erkranken.

Aber auch die gesellschaftliche oft ablehnende Haltung gegenüber HIV führt dazu, dass sich Personen nicht testen lassen, da sie befürchten, bei einem „positiven“ Ergebnis ausgegrenzt zu werden. Das setzt sie einem hohen Risiko aus, an Aids zu erkranken und zu sterben.

In der Klinik für Infektiologie des St. Joseph Krankenhaus Berlin-Tempelhof haben wir in diesem Jahr sehr viele Patientinnen und Patienten mit einer HIV-Erstdiagnose behandelt. Davon waren bereits 70 Prozent an Aids erkrankt. Durch eine frühzeitige Diagnose (Test) und entsprechender Therapie wäre dies vermeidbar gewesen.

Das zeigt deutlich: es braucht weiterhin eine konsequente Sensibilisierung und Aufklärung der Allgemeinbevölkerung und insbesondere der Personen, die im Gesundheitswesen tätig sind. Das Ziel sollte dabei stets die bestmögliche, barriere- und vorurteilsfreie medizinische und pflegerische Versorgung aller Menschen sein.

Volker Wierz
Stationspflegeleitung der Station 21
Klinik für Infektiologie

Hinweis
Sämtliche Personenbezeichnungen gelten für alle Geschlechter.